Zeichnung von Henry Moore. „Crowd looking at a Thigt-Up Object”, von 1942

Eine sehr interessante, auch ästhetisch ansprechende Arbeit, was man nicht unbedingt von allen seinen Skulpturen sagen kann. Wenn man bei solcher Kunst überhaupt eine „Interpretation“ wagen darf, denn sie sträubt sich ja in allem dagegen, dann würde ich sagen: Sinn wird hier verborgen, wobei das Verbergen selbst der Sinn ist. Und dies könnte man auch in einen viel weiteren, politischen Kontext einordnen.

Der Künstler „weiß bescheid“, er ist ein Eingeweihter, der allerdings die „Uneingeweihten“ noch nicht allzu sehr verachtet. Er weiß jedoch: Alle Anbetungen im nationalen, politischen oder religiösen Kontext sind letztlich Illusionen, die den Anbetenden keinerlei (spirituellen) Nutzen bringen, sondern im Gegenteil, ihn nur noch schutzloser machen. Ein perfides Spiel, denn die Menschen können ja nicht wissen, daß sie falsche Propheten anbeten und dies praktisch überall auf der Welt.

Dazu paßt ein Ausspruch Kafkas, den ich hier nur sinngemäß wiedergebe: „Du kennst Dein eigenes Urteil nicht, doch längst schon ist es gefallen!“ Kaum jemand kennt sein eigenes Urteil und schon gar nicht, wer es über ihn fällte.

In diesem dialektischen Prozeß werden Menschen unablässig desillusioniert; in den Skulpturen Moores allerdings nur ästhetisch „dekonstruiert“: Dem Auge fällt nichts mehr ein. So geschickt wird die menschliche Form verfremdet. Kunst, die nichts mehr verspricht, ja in die Irre führt. An sich schon eine Leistung, doch irgendwie auch „unmenschlich“. Letztlich spielt der Künstler hier eine vollkommen neue „Rolle“. Mag es ihm bewußt sein oder nicht. Ich würde Moore auch gar nichts Böses unterstellen und dennoch bleibt es ein gelungener Akt auch von Anpassung. Dafür gab es stets sehr viel Geld, Auszeichnungen und Orden in einer Welt, die am Nihilismus und der Entgöttlichung ausgerichtet ist.

Moore scheint sich hier jedoch nicht so stark, wie viele andere, nur einer zynischen Betrachtungsweise hinzugeben. Hier schwingt wohl immer noch eine gewisse Empathie mit den Opfern der ersehnten Hoffnungslosigkeit mit.